Was ist Qi?
Qi, manchmal auch „Chi“ geschrieben, ist die alles bewegende, alles durchdringende Kraft; oft wird es als „Lebensenergie“ übersetzt. Das chinesische Schriftzeichen für Qi zeigt den Dampf über dem Reiskochtopf: also eine formlose, sich bewegende Energie. Es entspricht in etwas dem indischen Begriff Prana oder dem europäischen Begriff „Odem“
Qi kann geleitet, gelenkt, angereichert und gespeichert werden. Qi ist unsere Lebensenergie, die in uns und um uns herum fließt und den gesamten Kosmos durchdringt und bewegt.
Was bedeutet Qi Gong?
Mit dem Qi kann gearbeitet werden; man kann lernen, das Qi zu wecken, zu lenken, zu speichern, abzugeben, zu regulieren; dies erfordert kontinuierliches Üben. „Gong“ bedeutet sowohl Arbeit, als auch Ertrag oder Geschicklichkeit. Üben und erlangte Fähigkeit sind eins, das heißt regelmäßiges Üben wird vorausgesetzt. Dann ergibt sich der „Ertrag“.
Was ist der Unterschied zwischen Qi Gong und Tai Chi?
Das Taijiquan wird häufig häufig abgekürzt als Tai Ji oder Tai Chi bezeichnet. Genaugenommen ist dies falsch, denn Taiji trägt im Chinesischen eine eigene, gänzlich andere Bedeutung. Es ist eine daoistische Bezeichnung für das allerhöchste Wirkprinzip. Häufig wird es durch das bekannte Symbol dargestellt.
Für zusätzliche Verwirrung sorgt immer wieder die Umschrift des Chinesischen ins Deutsche. Tai Ji und Tai Chi sind ältere, heute eigentlich nicht mehr übliche, Umschriften der chinesischen Schriftzeichen und ihrer Aussprachen. Nach der heute gängigen Pinyin-Umschrift müsste man vom Taijiquan schreiben. Dies hat sich jedoch im Umfeld der Tai Chi-Schulen und (Kampf-)Sportschulen nicht überall durchgesetzt.
Qi Gong und Taijiquan gelten als miteinander verwandt, sie sind wie Geschwister einer Familie und ihre Wurzeln reichen jahrtausendeweit in die chinesische Philosophie und Heilkunde zurück. Taijiquan ist jedoch mehr mit der Kampfkunst verbunden und gilt als „innere Kampfkunst“. Quan bedeutet „Faust“ und meint das Kämpfen mit leerer Hand, also ohne Waffen. Taijiquan könnte übersetzt werden mit „Kämpfen nach dem höchsten Prinzip“. Dementsprechend finden Partnerübungen häufigen Einsatz im Taijiquan, weniger jedoch im QiGong.
QiGong dagegen hat einen unmittelbaren Bezug zur chinesischen Medizin; im Vordergrund steht seine gesundheitsfördernde Wirkung.
Im Mittelpunkt des Übens von QiGong und Taijiquan stehen meistens sogenannte Formen, klar umschriebene Abläufe aufeinander folgender Bewegungen, die häufig mit bildhaften Namen versehen sind. Diese Formen sind beim Taijiquan oft länger und komplizierter, beim QiGong jedoch überschaubarer und rascher zu erlernen.
Ein Hauptprinzip von QiGong und Taijiquan ist die Weichheit – der Übende soll sich natürlich, entspannt, locker und fließend bewegen. Auch der meditative Aspekt, sowie Atemübungen sind beiden gemeinsam, ebenso die Arbeit an einem guten, erdverbundenen Stand.
Ich will einfach nur entspannen, welche Übungen sind da richtig für mich?
1. der Körper
Ein entspannter Körper ist einer der 3 Pfeiler des Qi Gong.
Dies bedeutet nicht, dass die gesamte Muskulatur des Körpers schlaff wird. Man lernt vielmehr, nur die Muskeln anzuspannen, die für eine bestimmte Bewegung oder Haltung wirklich benötigt werden und sie angemessen anzuspannen. Die übrigen Muskeln sind in Ruhestellung. Wer sich im Alltag beobachtet wird feststellen, dass er bei den meisten Bewegungen, sei es beim Zähneputzen, beim Klicken der Tastatur, oder beim Gasgeben beim Autofahren weit mehr Muskeln anspannt, als er für diese Bewegung benötigt. Dessen kann man sich mit QiGong bewusst werden und dagegen steuern.
2. der Geist
Über die Entspannung des Körpers wird der Geist beruhigt und über die Beruhigung des Geistes entspannt sich der Körper.
Ein Grundprinzip des QiGong, das bereits vor über 2000 Jahren im „Klassiker des Gelben Kaisers“ formuliert wurde: Wenn du ruhigen Geistes bist und deinen Gedankenfluss zügelst, kannst du vitale Energie kultivieren.
Weil Entspannung des Körpers und Beruhigung des Geistes ein ganz grundlegendes Prinzip des Qi Gong ist, sind eigentlich alle QiGong Übungen zur Entspannung geeignet. Wichtig ist lediglich, sich diesen Übungen hinzugeben, den Kopf „auszuschalten“ und regelmäßig zu üben!
Der ruhige Geist ist der 2. Pfeiler des Qi Gong.
3. der Atem
Der Atem soll natürlich fließen, ohne Anstrengung; dies ist der 3. Pfeiler der Qi Gong.
Dieses Prinzip wird durch spezielle Atemübungen verwirklicht, aber auch durch die Kombination von Bewegung und Atemführung. Ganz allgemein versucht man, von einer flachen Brustatmung zu einer tieferen Bauchatmung zu gelangen.
4. Polarität
Im QiGong wird häufig mit dem Wechsel von Spannung und Entspannung gearbeitet. Oft geht es Hand in Hand mit dem bewussten Wechsel von Einatmung und Ausatmung.
Solcher Wechsel verkörpert das Grundprinzip von Yin und Yang.
In der Form „Ba Duan Jin“ z.B. werden kraftvolle, kämpferische Bewegungen mit innerer Entspannung verbunden und sind so geeignet zur Stärkung der Konstitution und zum Spannungsabbau.
Ziel und Folge von QiGong, also der „Ertrag des Übens“, ist allgemein die Förderung der Gesundheit, Steigerung der Abwehrkräfte, größere Beweglichkeit, kräftigere Muskulatur, lockere Gelenke und gestärkte Organe, sowie ein ausgeglichener Gemütszustand.
Insofern ist QiGong weit mehr als eine bloße Entspannungsmethode wie z.B. das autogene Training.
Eine Studie von Ritter und Aldridge von 2002 untersuchte die Wirkung von QiGong auf Bluthochdruckpatienten im Vergleich zu Patienten, die Progessive Muskelentspannung nach Jacobsen übte. Beide Methoden hatten positive Auswirkungen auf den Blutdruck. Viele Patienten in der QiGong-Gruppe bemerkten eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität in Form von gebessertem Schlaf, mehr Energie, mehr Gelassenheit und erhöhtem Wohlbefinden. Patienten in der Kontrollgruppe (Progressive Muskelentspannung) fühlten sich entspannter.
STIFTUNG WARENTEST behandelte bereits 1994 QiGong im Rahmen einer Bewertung komplementärer Medizinkonzepte. Es wurde „zur Entspannung, Erhaltung der Beweglichkeit und für die Rehabilitation“ empfohlen.